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Ein Besuch in Regnitzlosau lohnt sich. Sie finden hier eine der schönsten Dorfkirchen Nordostoberfrankens: Die St.-Aegidien-Kirche. Seit dem Jahr 1294 wissen wir von einer Pfarrei Regnitzlosau. Im Jahr 1534 wurde am 4. November durch Pfarrer Michael Meier die erste evangelische Predigt gehalten und damit die Reformation in diesem Ort eingeläutet.
Die Anfänge der St. Aegidienkirche dürften in das 14. Jahrhundert zurückgehen. Ursprünglich war es nur eine Kapelle, die dem Heiligen Aegidius, einem der vierzehn Nothelfer geweiht war. Durch zwei große Erweiterungen – 1668 – 69 nach Norden und 1701 bis 1705 nach Osten mit dem Anbau des 36 m hohen Turmes – hat die Kirche ihre heutige Form erhalten.
Ihre derzeitige Ausstattung hat die St.-Aegidien-Kirche seit 1745. Fast wäre sie vor dem ersten Weltkrieg abgerissen worden, weil sie baulich in einem sehr schlechten Zustand war.
Bedingt durch die Kriegsverhältnisse und die Geldentwertung kam es dann jedoch nicht zu einem Kirchenneubau, so daß sie Mitte der 20er Jahre dann doch wieder renoviert wurde und erhalten werden konnte. Darüber sind wir sehr glücklich.
Kanzelaltar und Taufengel
Den Mittelpunkt der St.-Aegidien-Kirche bildet der farbenprächtige barocke Kanzelaltar, den der Hofer Bildhauer Wolfgang Adam Knoll im Jahr 1743 für 220 Gulden geschaffen hat. Der Altar stellt die wichtigsten Stationen der Heilsgeschichte dar:
Hinter den Kerzenleuchtern finden sie zwei sehr schöne Bilder aus der Weihnachtsgeschichte: Links die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel, der der Maria erscheint und ihr sagt.“Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und er soll ein Sohn des Höchsten heißen.“ Und Maria antwortet:“ Siehe ich bin des Herrn Magd, mir geschehe wie du gesagt hast.“ Rechts sind die Hirten zu sehen, die kommen und den Neugeborenen anbeten.
In der Mitte sehen Sie eine sehr ansprechende und lebendige Darstellung des Heiligen Abendmahls: Christus in der Mitte, um ihn herum die Jünger, die den Platz zur Gemeinde hin offen lassen und damit ausdrücken: Kommt her, auch ihr seid eingeladen an den Tisch des Herrn! Gleich über dem Altar befindet sich die Kanzel mit dem Bild des Gekreuzigten, neben ihm Maria und Johannes unter dem Kreuz, wo Jesus zu Maria sagt:“Siehe das ist dein Sohn.“ Und zu Johannes:“Siehe das ist deine Mutter.“
Eingerahmt ist die Kanzel von den vier Evangelisten: Links unten stehend Matthäus, ein Kind hält ihm, dem Kenner der Hlg. Schrift, das Tintenfass, rechts Markus mit dem Löwen, rechts oben Johannes mit dem Adler und links oben sitzend Lukas mit dem Stier. Jedem Evangelisten ist ein Symbol aus der Offenbarung zugeordnet, jeder Evangelist hat auch sein Evangelium aufgeschlagen.
Diese Anordnung der Evangelisten um die Kanzel herum soll wohl ausdrücken: Hier von dieser Kanzel wird das Evangelium gelehrt, wie wir es in den Evangelisten bezeugt. Die Stellung der Kanzel über dem Altar soll wohl ausdrücken, daß Wort und Sakrament gleichwertig nebeneinander stehen. Über dem Kanzeldeckel finden wir Christus als den Auferstandenen mit der Siegesfahne in der Hand: Er ist der Sieger über den Tod.
Ganz oben hat der Künstler die Dreieinigkeit Gottes dargestellt: Über den Wolken und der Weltkugel sitzt – wie es im Glaubensbekenntnis bekannt wird – Christus zur Rechten des Vaters. Darüber ist die Taube als Symbol des Heiligen Geistes in einem Strahlenkranz zu erkennen.
Vom gleichen Künstler wurde 1745 der Taufengel geschaffen. Früher schwebte er im Chorraum vor dem Altar an der Decke und wurde zur Kindstaufe herabgelassen. Heute wird er bei uns in den Gottesdiensten als Taufbecken benützt.
Felderdecke und Bilder
Ein Kleinod der St.-Aegidien-Kirche sind die über hundert Bilder an der Decke, die Szenen aus dem Neuen Testament darstellen. Die 63 Bilder an der hinteren Seite, dem größeren Teil der Decke, hat der Kirchenmaler Heinrich Andreas Lohe 1672 „mit schönen biblischen Figuren gezieret“, wie es in den Kirchenbüchern heißt. Der vordere Teil der Bilder über dem Altar wurde von Nikolaus Walther aus Hof für 340 Gulden im Jahr 1745 gemalt. Eine bestimmte Ordnung ist bei den Deckenbildern nicht erkennbar. Es sind alles Bilder aus dem Neuen Testament.
An der Empore sehen Sie Bilder aus dem Alten Testament und zwar beginnend vorne über dem Altar an der zweiten Empore von links: Die Erschaffung des Menschen, dann der Sündenfall. Rechts vom Altar die Vertreibung aus dem Paradies, dann Kains Brudermord, dann der Beginn der Sintflut, Noahs Dankopfer mit dem Regenbogen und der Turmbau zu Babel.
Die Bilder an der ersten Empore zeigen zum großen Teil Wappen und Initialen der in der Pfarrei Regnitzlosau ansässig gewesenen Adelsgeschlechter, und zwar der Herren von Reitzenstein und der Herren von Feilitzsch.
Alle Bilder sind mit Öl auf Holz gemalt, die Bilder an der Decke sind mit Kasein-Farben, also mit Eiweiß-Farben gemalt. Wenden wir unseren Blick wieder nach unten: Hinter dem Altar stehen zwei Grabsteine, die Inschrift sagt, daß der eine ein Stein des Herrn Wolf Christoph von Reitzenstein aus dem Schloß Hinterkirche war, der am 20. April 1655 gestorben ist und „mit ansehlicher Geprang und Pomp und Zeremonie im Chor allhier beigesetzt“ wurde, am 03.05.1655. Der andere Stein gehörte zum Grab Christoph Adam von Reitzenstein auf Hohenberg, am 09.08.1667 begraben. Rechts vom Altar an der Wand hängt ein Kenotaph des Hofrats Christoph von Drechsel, der im Jahr 1726 gestorben ist, er war Gutsherr in Weinzlitz.
Orgel und Glocken
Die erste Orgel wurde 1697 von Tobias Dressel gebaut. Von dieser alten Orgel wird erwähnt, daß sie erst mangelhaft spielte, ein „gräßliches Brausen“ von sich gab und beim Gottesdienst öfters ihren Dienst versagte. Sie gab Geräusche von sich, bei denen von Ton keine Rede mehr sein konnte. Im Jahr 1844 baute der Nürnberger Orgelbauer Augustin Ferdinand Bittner ein neues Orgelwerk mit 18 Registern zum damaligen Preis von 2001 Gulden in die Kirche ein. Diese Orgel ist bis heute in Gebrauch.
Vom Kirchturm der St. Aegidienkirche erklingen drei Glocken: Die kleine Gebetsglocke ist die Älteste und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahr 1800 wurde sie umgegossen. Die mittlere Glocke – Sturmglocke genannt – stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die große Glocke, die als Friedensglocke ertönt, stammt aus dem Jahr 1527. „O Jesu, Du König der Ehren, komm mit deinem Frieden. Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit,“ so lautet die Inschrift der Friedensglocke. Die Uhr wurde früher von einem alten mechanischen Uhrwerk mit 4 Gewichten betrieben, das im Jahr 1921 eingebaut wurde. Ende der 80er Jahre versagte es endgültig seinen Dienst, aber es steht noch an seinem Platz. Jede Woche zur gleichen Zeit stieg jahrzehntelang der Mesner in den Turm hinauf und zog die 4 Gewichte wieder auf. Heute versieht eine moderne funkgesteuerte Uhr ihren Dienst.
So gibt unsere Kirche Zeugnis von einer langen Geschichte des christlichen Glaubens der hiesigen Gemeinde, ihre Entstehungsgeschichte mit den zwei großen Erweiterungen zeugt davon, daß auch zahlenmäßig die Gemeinde einst gewachsen ist.
Sonntag für Sonntag versammeln sich auch heute viele Christen zum Gottesdienst und für sie ist ihre Kirche mehr als nur ein schönes Gotteshaus mit kunstvollen Verzierungen, für sie ist es der Ort, an dem Gottes Wort gehört und Christus als der lebendige Herr der Gemeinde angebetet und gefeiert wird.
Jesus sagt: “ Wo zwei oder drei in meinem Namen beieinander sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Möge Gott schenken, daß diese Kirche weiter ein Ort bleibt, in dem Menschen im Namen Jesu zusammenkommen, Hilfe, Trost und Orientierung für ihr Leben finden und damit Gott die Ehre geben.